Anima Mundi – ausgehend von der antiken Vorstellung, dass die Welt eine Seele hat, sucht der in London lebende dänische Künstler Jacob Dahl Jürgensen (geb. 1975) mehr vermutend als versprechend nach den verborgenen Verbindungen, die hinter der physisch wahrnehmbaren Welt zu verorten sind. Damit wären auch schon die Bereiche, in denen Jürgensen sein künstlerisches Bezugsfeld findet, eingeführt. Zum einen sieht er im Okkulten ein Modell, welches in verschieden ausgeprägten Symboliken und Riten einen hinter den Dingen liegende, alles einenden Geist beschwört. Zum anderen ist es die Kunstgeschichte, vor allem die Kunst der Avantgarde der 20er Jahre, in der Jacob Dahl Jürgensen immer wieder ein ähnliches spirituelles Bestreben entdeckt. Kaum überraschend treten dabei auch formale Zusammenhänge in Erscheinung.
In der Ausstellung mit dem Titel „Anima Mundi“ im schnittraum begegnet dem Besucher zunächst eine in sich ruhende Holzskulptur, die aus verschiedenen geometrischen Formen zusammengesetzt ist. In der Grundfläche bildet sie ein Pentagramm und erinnert außerdem an eine Skulptur des Minimalismus. Assoziationen an einen Lautsprecherturm werden ebenso hervorgerufen wie die an eine religiöse Insignie. Der Titel „Sphinx“ verstärkt den hermetischen Eindruck – verweist er doch auf das Mischwesen der griechischen Mythologie, dessen Rätsel als schwer lösbar galt.
Im ersten Raum des schnittraum hängt an der Wand ein Poster.
Ineinander verschobene Farbstrahlen beschreiben eine florale
Geometrie. Ein starker Eindruck von Bewegung erinnert an futuristische
Malerei, jedoch handelt es sich hier um ein kompliziertes Verfahren
aufbauend auf der Technik des Fotogramms. Erzeugt werden die
Farbstrahlen, indem farbiges Licht, durch einen Kristall gebrochen,
auf Fotopapier geschossen wird.
Dem Kristall als organische Materie, dessen molekulare Anordnung
weitverbreitete Vorlage verschiedenster Konstruktionen, zum
Beispiel von Werkstoffen ist, kommt zugleich auch eine starke
esoterische Bedeutung zu.
Im abgedunkelten zweiten Raum bewegt sich ein von der Decke hängendes Mobile. Es besteht aus zahlreichen schwarzen Hexagramm-Ringen, die jeweils von einer farbigen Glühbirne beleuchtet werden. Der Titel „Light-Space Modulator“ bezieht sich auf die gleichnamige bewegte Skulptur von László Moholoy-Nagy. Das streng geometrische Grundgerüst des Hexagramms erhält durch die partielle Beleuchtung einen sphärischen Charakter.
Der referentielle Rahmen dieser Arbeiten speist sich aus modernistischen,
futuristischen
Elementen ebenso wie aus esoterisch-religiösen. Jacob Dahl
Jürgensens Installation verwehrt sich einer rein konzeptionellen
Lesart. Durch die Zusammenführung von Form, Licht und Bewegung
ergibt sich ein sehr sinnliches Erfahren und eine poetisch-musikalische
Aufladung.
Die Ausstellung „Anima Mundi“ ist die erste Einzelausstellung
von Jacob Dahl Jürgensen.