Der in Bukarest lebende Künstler Dan Perjovschi ist
der fünfte Künstler, der im Rahmen des diesjährigen Artist
in Residence-Programms seine Arbeiten im schnittraum ausstellt.
Mit ein paar Linien reduziert der 1961 in Sibiu geborene Perjovschi seine Beobachtungen
auf das Wesentliche. Die Zeichnungen spitzen gesellschaftliche und kulturpolitische
Ereignisse ironisch zu. Seine Strich-Zeichnungen sind Reaktionen auf Gelesenes,
Erlebtes oder gerade gemachte Beobachtungen. Sie funktionieren wie schnell
hingeworfene, tagebuchartige Notizen. „No Turkey“ heißt eine
Wandzeichnung im schnittraum. Sie zeigt eine Frau, die stark an Angela Merkel
erinnert. „No Thanksgiving“ lautet Perjovschis lakonischer Kommentar.
Perjovschi präsentiert eine Welt der puren Absurditäten. Dabei parodiert
er gesellschaftliche Macht- und Kontrollmechanismen und nationale Mythen: Migranten
fallen wie westliche Cruise Missiles auf die Festung Europa herab. Auch Ost-Klischees
spart er nicht aus: in der Zeichnung „I want to buy a Banana“ quillt
der Einkaufswagen nach dem Besuch im Supermarkt zwar über. Doch die Banane
wurde im Überschwang der Konsumlust vergessen. Nicht zufällig sind
Perjovschis Zeichnungen vergänglich und verschwinden wieder, wenn die
Ausstellung vorüber ist. Auch wenn er in tagelanger Arbeit auf Wände
und Fensterscheiben zeichnet, so entziehen sie sich jeglicher Haltbarkeit.
Seit 1991 arbeitet Dan Perjovschi für die rumänischen Oppositionsmagazine „Contrapunct“ und „22“.
Letztere ist durch die von ihm mitbegründete „Gruppe für
gesellschaftliche Dialoge“ kurz nach dem Sturz von Ceausescu ins Leben
gerufen worden.
Zur Ausstellung erscheint das Künstlerbuch „I draw I happy“.
12, 80 Euro.